Informationen zu Wiesbadener Staniol- und Metallkapsel-Fabrik: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 21. Dezember 2020, 21:04 Uhr

Die Stanniolfabrik gehört seit mehr als 150 Jahren zum Stadtbild

Die Sendung mit der Maus war schon mit der Kamera dabei, wenn in den Kesseln der Eppsteiner Stanniolfabrik Blei- und Zinnblöcke geschmolzen werden und flüssiges Metall durch Rohr und Zapfhahn in eine wassergekühlte Form rinnt. Dann wird die Masse zwischen Walzen ausgerollt und dünn wie Nudelteig gerollt.

"Lamettabude" nannte der Volksmund die Stanniol & Metallkapselfabrik lange Zeit, die 1869/1970 auf dem Gelände der früheren Getreidemühle derer von Eppstein entstand. Einst kamen Bauern nicht darum herum, dort ihr Korn zu verarbeiten. Heute taucht der Begriff Herrenmühle als umrissenes Altstadtzentrum in der städtebaulichen Diskussion wieder auf. Bevor Hallen und Schlote standen, hatte der Metallwerker Conrad Sachs 1852 in der Hintergasse eine Bleifolien-Zieherei gegründet. Bereits wenige Jahre später beschäftigte die Firma 60 Menschen und expandierte. Als neuer Eigentümer wechselte Josef Heinrich Flach 1876 von Bonames nach Eppstein und baute das Unternehmen industriell aus. Die Stanniolfabrik gewann internationales Ansehen.

Folien wie auch Puder- und Teedosen wurden nach Übersee verschifft. Exponate wurden 1893 in der Weltausstellung in Chicago gezeigt. Neben der wirtschaftlichen stieg die soziale und kulturelle Bedeutung am Ort. Flach rief den Verschönerungsverein mit ins Leben, dem Eppstein den Kaisertempel verdankt.

Die Jahrhundertwende brachte Aus- und Umbauten mit sich. Das heute denkmalgeschützte Kontorgebäude mit seinen Jugendstilelementen ist ein Zeugnis dieser Epoche. 1905 lief erstmals Lametta vom Band. Erster Weltkrieg und Wirtschaftskrise ließen den Markt zusammenbrechen. Von den 1922 noch mehr als 400 Beschäftigten wurden die meisten entlassen.

Zeitweise blieben die Schmelzkessel kalt. Nach 1939 stellte der Betrieb auf so genannte kriegswichtige Produkte um. In den 50er Jahren half das Bleiwerk Goslar als Teilhaber dem Unternehmen wieder auf die Beine. Im Jahr 2000 musste ein Betriebszweig schließen, nachdem die Produktion von Sektkapseln sich nicht mehr lohnte. Etwa 40 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz. Die Fabrik wurde Tochter einer Gesellschaft mit Sitz in Goslar.

Heute behauptet sich die Stanniolfabrik als Spezialist und angeblicher Weltmarktführer für hochveredelte Folien. Das High-Tech-Unternehmen stellt mit der Marke Eppstein-Foils extrem dünne Metallfolien her, die für Medizintechnik, Werkstoffprüfung, Elektronik, Batterieindustrie, Verpackungen und Dekorationsgegenstände verwendet werden. Das Produkt ist besonders in der Röntgenfilmtechnik gefragt.

Mehr als 80 Prozent des Umsatzes erzielt die Stanniolfabrik nach eigenem Bekunden im Ausland. Sie beschäftigt gut 70 Frauen und Männer. Quelle: Frankfurter Rundschau 2008, Annette Friauf.


1910 ca. Preise für Metallkapseln

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