Informationen zu Schliessmann

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Die Entwicklung eines Familienunternehmens

Der Chemiker Carl Schließmann (* 1892, † 1978) war einer der Wegbereiter der gärungslosen Früchteverwertung im deutschsprachigen Europa. Unermüdlich setzte er sich in schulischer Lehre, in Fortbildungsveranstaltungen und vor allem mit eigener praktischer Arbeit für die Nutzung der heimischen Obstsorten ein.

Was bewegte Carl Schließmann?

Carl Schließmann ging es darum, unter Anwendung fortschrittlicher Konservierungsverfahren den Nähr- und Genusswert von Obst bestmöglich zu erhalten. Seit Jahrtausenden war die Vergärung zu Wein das einzig bekannte Verfahren, Obst- und Traubensäfte halbwegs lagerfähig zu machen. Unvergorene Säfte waren allein zur Zeit der Ernte als ernährungsphysiologisch wertvolle Quelle von Vitaminen und Mineralstoffen verfügbar.

Mit Besorgnis sah Carl Schließmann ebenfalls die Nachteile der zunehmenden Industrialisierung der Lebensmittelherstellung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auch die zu dieser Zeit, vor allem von Kindern und Jugendlichen, gern konsumierten Limonaden waren Ergebnis einer Entwicklung, die zum Ziel hatte, natürliche Lebensmittel nachzuahmen. Diese „industriellen“ Ersatzprodukte waren von der Obsternte unabhängig und in größeren Mengen herstellbar, manchmal geschmacklich ansprechender, immer aber günstig und damit vor allem für weite Teile der Bevölkerung überhaupt erst erschwinglich.

Zur Zeit Schließmanns waren Limonaden gezuckerte, häufig künstlich aromatisierte und gefärbte Getränke mit zweifelhaftem ernährungsphysiologischem Nutzen.

Schließmann nannte sie „Kunstnährmittel, fremde Erzeugnisse, künstliche Präparate, von denen jeder Gebrauch machte, ohne ihren Wert oder Unwert zu kennen“.

Im Vorwort seines Buches „Gesundheit aus Obstgärten und Weinbergen“, erschienen 1929, schreibt er: „Der Zweck dieser Schrift ist, die Kenntnis über die wertvollsten Gesundheitsquellen der Natur, die Erzeugnisse aus Obstgärten und Weinbergen, zu vertiefen und den Weg zu zeigen, wie wir diese Produkte vor Gärung schützen und das ganze Jahr über erhalten können.“

Dies waren die Beweggründe Schließmanns, weiteres Wissen um die Gewinnung und Haltbarmachung erfrischender, aromatischer, gesunder Fruchtsäfte zu erarbeiten und vor allem weiterzugeben.

Was schuf Carl Schließmann?

Bereits im Alter von 27 Jahren gründete Carl Schließmann auf dem Obstgut seiner Eltern in Sulzdorf, Kreis Schwäbisch Hall, die Hohenlohesche Obstverwertung, eine Kelterei. Dort wurden vor allem Äpfel und schwarze Johannisbeeren zu Saft verarbeitet, der in Bügelflaschen gefüllt und dann im Wasserbad pasteurisiert wurde.

1925 übernahm Schließmann die technische Leitung der „Reichslehr- und Versuchsanstalt für gärungslose Früchteverwertung“ in Naumburg an der Saale. Dort war er maßgeblich an den ersten Versuchen zu Klärung von Fruchtsäften mit einer umgebauten Milchzentrifuge beteiligt.

1929 eröffnete Schließmann in der Marienstraße in Stuttgart eine Süßmostgeräte- und -beratungsstelle; 1933 kam ein Getränkelabor hinzu.

Nach der Zerstörung dieses Betriebs während eines Bombardements in Stuttgart gegen Kriegsende eröffnete Schließmann ein neues Fachgeschäft mit einem eigenen Getränkelabor in der Süßmosterei Hohenloher Obstverwertung, die er bereits im Jahre 1940 in der alten Stadtmühle am Kocher in Schwäbisch Hall eingerichtet hatte.

Familie Heller übernimmt die Firmen in Schwäbisch Hall

1953 übernahm die Familie Rudolf Heller sen. die Süßmosterei, verlagerte sie zwei Jahre später in den Stadtteil Stadtheide und gründete dort eine modern eingerichtete Fruchtsaftkelterei (heute Hohenloher Fruchtsäfte).

Im selben Jahr verlegte Carl Schließmann seinen Gerätegroßhandel und das Getränkelabor in den Stadtteil Auwiese. Die blühende Entwicklung und stetiges Wachstum erforderten auch dort bald räumliche Erweiterungsmaßnahmen.

Nach dem Tod seines Sohnes verkaufte Carl Schließmann 1966 die C. Schließmann Kellerei-Chemie KG an die Brüder Dr. Günther und Rudolf Heller jun., in deren Besitz sich der Handelsbetrieb im Laufe der folgenden Jahrzehnte zu einem international tätigen Zulieferer für die Getränkeindustrie entwickelte. Das Getränkelabor wurde in den siebziger Jahren mit der zunehmenden Verbreitung der patentierten analytischen Methoden nach Dr. Rebelein in Weinbau- und Fruchtsaftbetrieben zu einem Produktionslabor für chemische Reagenzien.

Seit dem Jahre 2006 sind Cecilia und Rudolf Heller (* 1933, † 2016) sowie ihre Töchter Juliane und Teresa Gesellschafter der Firma.

Hauptstandbein der heutigen C. Schliessmann Kellerei-Chemie GmbH & Co. KG ist ein spezialisierter Großhandel mit Trockenreinzuchthefen, Enzymen sowie Zusatz- und Behandlungsstoffen für die Herstellung von Weinen, Fruchtsäften und Spirituosen. Das Sortiment ist auf die modernen qualitätsfördernden, produktschonenden Entwicklungen in der Getränkeindustrie zugeschnitten.

Das Unternehmen vertritt seit über einem Jahrzehnt Hefen des südafrikanischen Herstellers ANCHOR exklusiv im deutschsprachigen Europa. Aufgrund seiner Kaltgäreignung und Aromabildung genießt der robuste Stamm ANCHOR VIN 13 nicht nur für Weißweine einen legendären Ruf, sondern er wird auch gerne für die Bereitung frischer, fruchtiger Obstweine verwendet.

Das zweite Standbein des heutigen Unternehmens sind chemische Reagenzien und Schnelltests, die in einem modernen Produktionslabor hergestellt werden, sowie die dazu passenden Glasgeräte und Glasinstrumente. Damit werden in der Getränkeindustrie Zwischen- und Endprodukte analysiert und Produktionsprozesse kontrolliert.

Weinlabor Schliessmann

Mit einem neu eingerichteten Getränkelabor in Gronau bei Ludwigsburg hat sich das Unternehmen 2009 ein weiteres Geschäftsfeld erschlossen: Das Dienstleistungsangebot „Getränkeanalytik“. Hier werden Traubenmoste und Weine, Spirituosen und Fruchtsäfte mit modernster Analysentechnik und nach amtlich anerkannten Methoden untersucht.

Der dritte Sortimentsbereich sind Abfüllvorrichtungen, Wasserenthärtungs- und Filtrationsgeräte, die in einer Kunststoff- und Metallwerkstatt produziert oder montiert werden. Diese Artikel werden von Kleinbrennern und häuslichen Obstverarbeitern nachgefragt.

Schließlich erscheinen in einem angegliederten Verlag, der Heller Fachbuch Verlags GmbH, mehrere Fachbücher und Tabellenwerke zur Spirituosenherstellung und Getränkeanalytik.

Die Belegschaft der heutigen C. Schliessmann Kellerei-Chemie GmbH & Co. KG umfasst aktuell 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Zum Erfolg des Unternehmens tragen exklusive Vertriebsrechte mit namhaften Lieferanten, das sorgfältig zusammengestellte Sortiment, fachmännische Beratung in sämtlichen getränketechnologischen, -analytischen und -rechtlichen Fragen und vor allem ein stetig wachsender Kreis qualitätsbewusster, treuer Kunden bei.

Quelle: www.c.schliessmann.de (2022)


1965 ca. Prospekte Vakuli Filius und Vakuli

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1965 Verkaufskatalog Wilhelm Stroh, Frankfurt/M. (siehe Händler - Wilhelm Stroh)

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